Migrationsberatung für Lamstedt und Umgebung:

 

Frau Hadil Abu Qasem ist seit dem 1.3.2024 für die Flüchtlingshilfe in Lamstedt und Umzu tätig.

Sie erreichen sie am

Mittwoch von 8.00 -12.00 Uhr und am 

Donnerstag von 14.00 - 18.00

im Rathaus in Lamstedt.

 

 

Rathaus Lamstedt, Schützenstraße, 21769 Lamstedt

Tel.: 015221889428

E-Mail: Integration@boerde-lamstedt.de

 

 

 

 

Hadil AbuQasem ist neue Integrationsbeauftragte der Samtgemeinde Börde Lamstedt

VON ULRICH ROHDE | 18.04.2024

Vor neun Jahren kam Hadil AbuQasem auf ihrer Flucht vor dem Krieg in Syrien nach Otterndorf. Gemeinsam mit ihrem Mann Amer Mawed fand sie Zuflucht im Zeltcamp. Heute hilft sie selbst Geflüchteten. Sie ist Integrationsbeauftragte der Börde Lamstedt.

Ihre Geschichte ist mehr als bemerkenswert. 2015 endete die Odyssee der beiden Palästinenser aus Damaskus, Hadil AbuQasem und Amer Mawed, vorerst im provisorischen Müggendorfer Camp, in dem auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in kürzester Zeit zahlreiche Menschen untergebracht werden mussten. Hadil AbuQasem und Amer Mawed sprechen ausgezeichnet englisch, schließlich hatten sie die Sprache studiert. Und so wurden sie zu Sprachmittlern zwischen den Geflüchteten, von denen viele wie sie aus dem Nahen Osten stammten, und den Betreuerinnen und Betreuern.

Und schon in den ersten Tagen fassten beide den Entschluss, sich ehrenamtlich einzubringen und sich so schnell und so gut wie es nur ging, in die neue, für sie noch fremde Kultur einzuleben und zu integrieren.

"Ich arbeite gerne mit Menschen und liebe meinen Job"

"Ich wollte schon immer so etwas machen, ich will helfen", sagt die zierliche 33-jährige Mutter von zwei Kindern neun Jahre später im Sitzungsraum des Lamstedter Rathauses, wo sie als Integrationsbeauftragte mittwochs von 8 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr Sprechstunden abhält. Neben ihr sitzt ihre Vorgesetzte Vivian Räkel, in der Verwaltung unter anderem für Flüchtlingsfragen zuständig. "Ich arbeite gerne mit Menschen und liebe meinen Job", strahlt Hadil AbuQasem.

Schon kurz nachdem sie das Zeltcamp verlassen hatten, fassten Hadil AbuQasem und Amer Mawed Fuß in Hadeln, zuerst in Neuhaus, dann in Cadenberge, wo die Familie heute lebt. In Rekordzeit lernten sie konsequent deutsch, und zwar auf dem Kompetenzniveau C1, was einer fließenden Beherrschung der Sprache entspricht. Hadil AbuQasem unterrichtete als Dozentin an den BBS Cadenberge und bei der VHS deutsch für Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete, ihr Mann ist Lehrer an den BBS geworden und unterrichtet dort Englisch und Werte und Normen.

Anderen helfen, in dieser Gesellschaft anzukommen

Schon vor vier Jahren bewarb sich Hadil AbuQasem für die Aufgabe der Integrationsbeauftragten in der Börde Lamstedt. Damals hatte es nicht geklappt, weil sie noch keinen Führerschein hatte. Vier Jahre später hat sie die Stelle bekommen, mit Führerschein und auch deutscher Staatsangehörigkeit, denn die vierköpfige Familie wurde 2022 eingebürgert - für Palästinenser, die seit Generationen als staatenlos gelten, ist der Pass ein großer Schritt in Richtung Freiheit. Seitdem ist Deutschland Heimat. Das dokumentiert Hadil AbuQasem auch schon seit drei Jahren mit dem Verzicht auf den Hijab - das Kopftuch als äußeres Zeichen ihrer Religionszugehörigkeit. Eine Entscheidung, die ihr nicht leicht gefallen ist, aber als Symbol für das Angekommensein in dieser Gesellschaft notwendig erschien.

Hadil AbuQasem kümmert sich um bis zu 70 Menschen

"Als Flüchtling habe ich selbst Hilfe benötigt und in unbeschreiblicher Weise bekommen. Jetzt bin ich in der Position, selbst helfen zu können. Und das freut mich sehr", sagt Hadil AbuQasem. Als Integrationsbeauftragte arbeitet sie mit geflüchteten Menschen zusammen, um ihnen auf verschiedenen Ebenen Hilfestellung zu geben, sei es bei der Ankunft und Aufnahme in der Gemeinde, bei der schulischen Bildung, bei der Suche nach Kitaplätzen, der beruflichen Eingliederung, in rechtlichen Fragen, bei der gesundheitlichen Versorgung, bei Anträgen und im Fall von familiären Problemen. Als Vertrauensperson der Geflüchteten arbeitet sie mit Schulen, Behörden, Beratungsstellen, Polizei, Ärzten, Rechtsanwälten und Krankenkassen zusammen. Neben den Sprechtagen in Lamstedt arbeitet sie von zu Hause aus, begleitet ihre Klienten aber auch bei Behördengängen oder zu Arztterminen. 20 Stunden pro Woche stehen ihr dafür zur Verfügung. Bis zu 70 Menschen umfasst der Personenkreis in der Börde Lamstedt, um den sie sich möglichst individuell kümmert.

Hadil AbuQasem ist überzeugt davon, dass sie vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte und Erfahrungen vielen Menschen bei der Eingliederung in diese Gesellschaft helfen kann, als Deutsche mit palästinensischen Wurzeln. © NEZ