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                Ethnische Karte von Afghanistan          (© wikimedia) Klick mich 

Die Hazara stellen etwa ein Fünftel der afghanischen Bevölkerung. Als Schiiten in einem überwiegend sunnitischen Land sind sie seit je als Außenseiter abgestempelt. Sie gelten als fleißig, verrichten aber die niederen Arbeiten.

Die Minderheit der Hazara in Afghanistan sieht sich in einer verzweifelten Lage. Der IS droht mit ihrer Vernichtung, und das Vertrauen auf den Schutz durch die Taliban ist gering. Viele Familien sitzen auf gepackten Koffern.

Die Hazara sind nach den Paschtunen und den Tadschiken die drittgrößte Volksgruppe in Afghanistan. Ihr Stammland ist das Hazarajat, eine Bergregion im zentralen Hochland.

Es herrscht Terror

Die Hazara-Gemeinden in Afghanistan wurden jahrzehntelang von Taliban und dem sogenannten Islamischen Staat (IS) verfolgt. Nun herrschen die Taliban wieder im Land, und der Terror des IS geht weiter. Zuletzt gab es am 15. Oktober auf die Hazara-Gemeinde in der Bibi Fatima Moschee von Kandahar einen Selbstmordanschlag. 45 Menschen starben. Der IS veröffentlichte danach ein Statement, in dem er die Tat für sich reklamierte und damit drohte, alle Hazara zu verfolgen, wo immer sie sich aufhalten. Baridad Razayee ist das geistliche Oberhaupt der Hazara-Gemeinden Kandahars. Er verlor bei dem Attentat seine Schwester und forderte als Konsequenz für seine Gemeinden Schutz an - bei den Taliban. Er habe keine Wahl, er müsse mit ihnen kooperieren.

 "Sie kontrollieren mithilfe ihres Geheimdienstes jetzt die Sicherheitslage. Auf der Rückseite der Bibi Fatima Moschee haben sie einen Checkpoint eingerichtet. Von dort aus wird tagsüber die Umgebung überwacht. In der Nacht patrouillieren die Taliban im Viertel um die Moschee." Der Schutz aber gilt nur dieser einen Moschee der Hazara-Gemeinde. (© Tagesschau)

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11.12.2021

 

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Politische Situation und Diskriminierung

Besudi-Stammesführer (1879)

Die Hazara wurden nach dem Fall der schiitischen Safawiden und der Gründung des modernen Afghanistan, wo sie sowohl eine ethnische als auch eine konfessionelle Minderheit darstellen, immer wieder Opfer von Diskriminierung, besonders durch die paschtunische Elite.[7] Nach der gewaltsamen Vereinnahmung des Hazaradschat verübte der Paschtune Abdur Rahman Khan in den 1890er Jahren einen Völkermord an den Hazara.[8][1] Vorausgegangen war, dass Rahman Khan alle Ethnien Afghanistans unter seine Kontrolle und Steuerpflicht brachte bzw. bringen wollte. Viele Hazara wollten ihre faktische Unabhängigkeit behalten, rebellierten gegen dessen Armee, unterlagen und wurden zu hunderttausenden ermordet, vertrieben oder versklavt. Mehr als die Hälfte der damaligen Hazara-Bevölkerung soll in den Jahren bis 1893 so ums Leben gekommen oder geflohen sein.[9]

Im afghanischen Bürgerkrieg bildete sich die Hizb-i Wahdat („Partei der Einheit“) als schiitische politisch-militante Gruppierung heraus, die von den Hazara dominiert wurde. Ihr geistiger und ideologischer Vater, Abdul Ali Mazari, wurde 1995 bei Kämpfen gegen die Taliban gefangen genommen und ermordet oder starb bei einer Schießerei.[10] Im Verlauf des Krieges kam es wiederholt zu Übergriffen an der Hazara-Zivilbevölkerung. So wurden 1993 bei den Angriffen der Dschamiat-i Islāmi unter Ahmad Schah Massoud sowie der Ittihād-i Islāmi unter Abdul Rasul Sayyaf auf Stellungen der Hizb-i Wahdat in Kabul erstmals auch gezielt Angehörige der dortigen Hazara-Bevölkerung getötet. Die schlimmsten Übergriffe stellten die Massaker dar, die die Taliban 1997 bei der Rückeroberung Mazār-i Scharifs[11] (bei der mindestens 2000 Menschen durch die Taliban ermordet wurden[9]) sowie 2001 nach der Wiedereinnahme des Hazaradschats verübten.[12] Vorausgegangen waren Massenexekutionen an den Taliban durch usbekische Truppen[9] nach deren misslungenem Angriff auf Mazār-i Scharif im Jahr 1996.

2006 geriet der indische Film Kabul Express des paschtunischen Regisseurs Kabir Khan im Zusammenhang mit der Diskriminierung der Hazara in die Kritik; ihm wurden rassistische Beleidigungen gegenüber den Hazara vorgeworfen.[13] Literarisch wurde die Diskriminierung der Hazara auch im Bestsellerroman Drachenläufer des Autors Khaled Hosseini thematisiert.[14]

Nach dem Sturz des Taliban-Regimes galt Hazaradschat beispielsweise im Jahr 2015 als vergleichsweise sichere Region, in der Anschläge und der Anbau von Schlafmohn zur Opiumherstellung kaum verbreitet sind. Bewegen Hazaras sich außerhalb des Hazaradschats, müssen sie insbesondere aufgrund ihrer äußerlich erkennbaren ethnischen und konfessionellen Zugehörigkeit aber weiterhin damit rechnen, Opfer von gezielten Terroranschlägen zu werden. Dies gilt insbesondere für Anschläge durch die Taliban, zunehmend aber auch für solche der radikalislamistischen terroristischen Organisation Islamischer Staat.[15]

Es hat sehr große Fortschritte in der Schulbildung – auch von Mädchen – gegeben, die teilweise sogar als Bildungswunder bezeichnet werden.[16] Lediglich aufgrund einer regional anknüpfenden Quotenregelung der afghanischen Regierung, welche sich zu Lasten der diskriminierten Minderheit der Hazara auswirkt, hat sich der Anteil der Hazara in der Studentenschaft verringert. Frauen haben bei den Hazara mehr Freiheiten als bei anderen Volksgruppen Afghanistans.[8] Die Hazara Habiba Sarabi ist als Gouverneurin der Provinz Bamiyan landesweit die einzige Frau in diesem Amt. Eine weitere bekannte Hazara ist die Ärztin und Politikerin Sima Samar.

In Quetta werden die Hazara insbesondere durch die radikalislamistische terroristische Organisation der Lashkar-e-Jhangvi verfolgt.[17] Beispielsweise wurden am 4. Oktober 2011 bei einem Überfall auf einem vorwiegend mit Hazara besetzten Bus in Quetta 15 Menschen getötet. Zwölf davon waren Angehörige der Hazara. In der Folge demonstrierten 400 Angehörige vor dem behandelnden Krankenhaus gegen Diskriminierung ihres Volkes und beschuldigten die pakistanische Regierung, nicht für ihren Schutz zu sorgen.[18] Allein zwischen 2008 und Mitte 2014 wurden mehr als 500 Hazaras getötet.[19] Am 23. Juli 2016 ereignete sich eine durch einen Selbstmordattentäter verursachte Explosion inmitten eines Demonstrationszuges der Hazara auf dem Deh Mazang-Platz in Kabul. Die Demonstration richtete sich gegen die Trassenführung einer neuen Hochspannungsleitung, die nach Ansicht der Demonstranten das Siedlungsgebiet der Hazara nicht mitversorgte. Bei dem Bombenanschlag kamen etwa 80 Menschen zu Tode und 230 wurden verletzt. Zum Anschlag bekannte sich der IS. Die Taliban verurteilten ihn.[20] Am 12. April 2019 wurden in Quetta bei einem Bombenanschlag, der sich gegen die Hazara-Gemeinde richtete, 20 Personen getötet. Zum Anschlag bekannte sich der „Islamische Staat“.[21] Am 2. Januar 2021 wurden in Machh (Belutschistan), elf Arbeiter einer Kohlemine – alle Hazara – von Terroristen des „Islamischen Staats“ gekidnappt und später ermordet.

Quelle: © Wikipedia - 21.12.2021