Quelle: © BAMF
Die BAMF-Kurzanalyse 3|2024 vergleicht die Lebenssituation von Geduldeten mit ablehnendem Asylbescheid und Bleibeberechtigten, deren Asylantrag anerkannt wurde, um einen tieferen Einblick in die Integrationsfortschritte und das subjektive Wohlbefinden der Geduldeten zu erhalten. Als Datenbasis dient die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten. Die Kurzanalyse ist die zweite Veröffentlichung aus dem Projekt "Machbarkeitsstudie: Im-/Mobilität ausreisepflichtiger Personen in Deutschland" (MIMAP). Darin wird neben der Lebenssituation Ausreisepflichtiger auch zu Rückkehr-, Bleibe- und Weiterwanderungsmotiven geforscht.
Zum Ende des Jahres 2023 lebten laut Ausländerzentralregister (AZR) circa 242.000 ausreisepflichtige Personen in Deutschland. Etwa 55 Prozent dieser Personen waren aufgrund eines ablehnenden Asylbescheides ausreisepflichtig. Der Anteil der Personen mit Duldung beträgt in dieser Gruppe 87 Prozent (circa 119.000 Personen). Ihre Lebenssituation und Zufriedenheit ist Gegenstand der vorliegenden Kurzanalyse, die als Datengrundlage die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten (2016-2020) verwendet. Als Vergleichsgruppe wurden in den Daten Bleibeberechtigte identifiziert, die den Geduldeten hinsichtlich der Herkunftsländer und sozialstruktureller Merkmale ähnlich sind. Neben Alter und Geschlecht umfasst dies unter anderem auch die Deutschkenntnisse bei Ankunft und die Bildung im Herkunftsland. Dadurch ist es möglich, die Auswirkungen einer Duldung auf die Lebenssituation und die Lebenszufriedenheit ohne Verzerrungen durch andere Faktoren zu untersuchen.
Die Beteiligung von Geduldeten am Arbeitsmarkt ist vergleichbar mit der Beteiligung von Personen mit Bleiberecht. Hingegen nehmen Geduldete in den ersten Jahren des Aufenthaltes seltener an Sprach- und Integrationskursen teil. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigt die Teilnahme an den Sprachkursen unter Geduldeten, sodass sie über die Zeit aufholen. Dennoch schätzen Bleibeberechtigte ihre Sprachkenntnisse etwas besser ein als Geduldete. Ein deutlicher Unterschied besteht über die gesamte Aufenthaltsdauer bei der Wohnsituation: Geduldete leben häufiger und länger in Gemeinschaftsunterkünften als Bleibeberechtigte.
Geduldete haben größere Sorgen, nicht in Deutschland bleiben zu können und fühlen sich häufiger nicht willkommen. Zudem schätzen sie ihre Gesundheit schlechter ein und leben in vergleichsweise schlechten Wohnverhältnissen. Diese Aspekte tragen dazu bei, dass Geduldete trotz zunehmender gesellschaftlicher Teilhabe mit ihrem Leben unzufriedener sind. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigt die Lebenszufriedenheit von Personen mit Bleibeberechtigung. Die Zufriedenheit der Geduldeten sinkt hingegen im Verlauf des Aufenthalts. Weiterer Forschungsbedarf besteht im Hinblick auf die Auswirkungen der geringen Lebenszufriedenheit auf die Entwicklung der Partizipationsmotivation von langjährig Geduldeten sowie auf die Radikalisierungs- und Kriminalitätsgefährdung.
Die Kurzanalyse erarbeitet erste Hypothesen zu möglichen Wirkungen des Chancenaufenthaltsrechtes auf die Lebenssituation Geduldeter. Die Analysen deuten darauf hin, dass sich durch das Chancenaufenthaltsrecht die Wohnsituation der bisher Geduldeten schneller verbessern könnte. Dies könnte häufigere Sprachanlässe schaffen und sich positiv auf den Spracherwerb auswirken. Eine aufenthaltsrechtliche Bleibeperspektive könnte zudem das subjektive Wohlbefinden der Personen deutlich steigern.
Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Randy Stache
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